Stehleuchte Tube Light

Über die Gestaltungsidee, einen Leuchtenkörper via Konstruktion maximal zurückzunehmen und auf einen Lichtstrich in der Wohnlandschaft zu reduzieren, mag man heute müde lächeln. 1927 war sie jedoch hochinnovativ, und es war niemand geringeres als die irische Designerin und Architektin Eileen Gray, die ihr mit der Tube Light sichtbare Gestalt gab. Der Körper der Tube Light ist aufs Äußerste reduziert: Er besteht aus nichts als dem runden Metallteller der Fußplatte und dem schmalen Stahlrohr mit zwei Fassungen zur Aufnahme der Lampe. Eileen Gray gelang damit eine Form der Reduktion, die der britische Architekt John Pawson ein halbes Jahrhundert später wie folgt pries: „Das Minimum kann als die Perfektion definiert werden, die ein Gegenstand erreicht, wenn es nicht mehr möglich ist, ihn durch Weglassen zu verbessern. Es ist die Qualität, die ein Objekt hat, wenn jede Komponente, jedes Detail und jede Verbindung auf das Wesentliche reduziert oder verdichtet wurde.“

Weil entsprechende Leuchtstoffröhren erst rund zehn Jahre nach dem Entwurf auf den Markt kamen, wurde die Tube Light mit einer Soffittenlampe betrieben, einem Leuchtmitteltyp mit je einem Kontakt an jedem Ende, der in der Glühlampen-Ära überall dort zum Einsatz kam, wo eine linienförmige Lichtquelle gefragt war. Aus ihr ergab sich auch die Dimensionierung der Leuchte, denn die einen Meter lange Soffitte war die längste technisch realisierbare.
Wie viele ihrer Entwürfe konstruierte Eileen Gray auch die Tube Light zunächst für den eigenen Gebrauch. In Serie ging sie erst viel später, nachdem Gray in den 1970er Jahren eine Kooperation mit dem britischen Designer Zeev Aram begonnen hatte, um einige ihrer Entwürfe zur Marktreife zu bringen. Die Tube Light wird seit 1984 produziert, zunächst von den Vereinigten Werkstätten München und seit 1990 von deren Ausgründung ClassiCon. Im heutigen Modell kommt übrigens keine klassische Soffitte mehr zum Einsatz, sondern eine opale LED-Lampe .